Gymnasium Philippinum, Weilburg Vom Silizium zum Silikon

Schule

Antworten darauf lieferte Dr. Arndt Schlosser im zweiten Vortrag der Reihe „Blickfeld Naturwissenschaft“ in der Aula des Gymnasium Philippinum.

„Die Schule hat mir so viel gegeben, da freue ich mich, dass ich etwas zurückgeben kann“. Dies seien die ersten Worte Schlossers (Abiturjahrgang 1990) als Reaktion auf ihre Anfrage gewesen, betonte Carola Gerlach in ihrer Funktion als Hauptverantwortliche für die naturwissenschaftliche Vortragsreihe hoch erfreut im Rahmen ihrer Begrüßung. Im Anschluss nahm der Referent, der über 20 Jahre in leitender Position bei Wacker Chemie arbeitete und nun in der Geschäftsführung der AKEMI tätig ist, sein Publikum mit auf eine Reise durch die Welt der Silikone. Deren Geschichte habe im Jahr 1904 mit ersten Grundlagenarbeiten auf dem Gebiet der Organosilane durch den englischen Chemiker Frederic Kipping begonnen. „Im Jahr 1940 ist dann fast zeitgleich durch den US-amerikanischen Chemiker Eugene G. Rochow und den deutschen Chemiker Richard Müller die als Müller-Rochow-Verfahren bekannte Direktsynthese von Methylchlorsilanen entwickelt worden“, so Dr. Schlosser. Dieses Verfahren bilde die Basis der Silikonchemie. Um eine Tonne Silicon herzustellen seien 2500 Kilogramm Quartz, 1600 Kilogramm Kohle und 11500 Kilowattstunden Elektrizität notwendig, war zu erfahren. Ans Eingemachte für sein größtenteils fachkundiges Publikum ging es, als der Referent anhand zahlreicher chemischer Formeln die unterschiedlichen Strukturen der Silikone erläuterte und er hob hervor: „Silikone haben ein sehr breites Eigenschaftsprofil“. Je nachdem, welche chemischen Rand- und Nebengruppen beim Herstellungsprozess eingebaut werden, seien Silikone hydrophob oder hydrophil, hoch- oder niedertemperaturbeständig, elektrisch leitend oder isolierend, haftend oder nicht haftend. So lasse beispielsweise die Deutsche Bahn ihre Züge im Sinne einer „Anti-Graffiti-Beschichtung“ mit Silikonharz überziehen. Dabei scheinen dem Einsatzbereich für Silikone kaum Grenzen gesetzt. Sie kommen in Schnullern und Fassadenfarbe vor und finden sowohl im Bereich der Kosmetik als auch in der Autoindustrie Verwendung. So seien in einem herkömmlichen PKW rund 15 Kilogramm Silikon verbaut, in einem Elektroauto sogar über 20 Kilogramm. „Je besser es einer Gesellschaft geht, desto mehr Silicon wird gebraucht“, stellte Dr. Schlosser abschließend fest, nicht ohne mit einem Schmunzeln potentiellen Heimwerkern einen letzten Tipp mit auf den Nachhauseweg zu geben: „Sollten Sie mal mit dem Gedanken spielen, eine Silikonfuge oder ähnliches überstreichen zu wollen, lassen Sie es. Das funktioniert nicht!“.

Langanhaltender Applaus war verdienter Lohn für einen beeindruckenden Vortrag, an dessen Ende Dr. Schlosser noch zahlreiche Fachfragen aus dem Publikum geduldig beantwortete. Carola Gerlach bedankte sich im Namen der Schule mit einem Präsent.

Der nächste Vortrag der Reihe „Blickfeld Naturwissenschaft“ findet am 25. Januar 2024 mit dem Titel „Bakterien – Meister der Veränderung“ an gleicher Stelle statt. Referentin ist die ehemalige Philippinum-Schülerin Dr. Laura Czech.

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