MINT-EC Starke Mädels sägen dicke Äste – Der Aktionstag „Girls go Technic“ an der AKS

Patrick GrahlPetra Duwe

Es gibt eine Vielzahl von spannenden Ausbildungsberufen, doch rund die Hälfte aller Jungen
und Mädchen entscheiden sich für die gleichen zehn Berufe. Trotz aller Bemühungen um
Gleichberechtigung und Gleichstellung sind die bekannten Rollenbilder noch fest in den
Köpfen der Jugendlichen verankert: Pfleger, Erzieher – das ist doch nichts für Jungs!
Forstwirtin, Mechanikerin – das ist doch nichts für Mädchen!
Genau dem wollte man am vergangen Dienstag an der Kronberger Altkönigschule
entgegenarbeiten und hat unter dem Motto „Sei mutig und wage Neues!“ zum zweiten Mal
einen Fachtag „Girls Go Technic“ ausgerichtet. Namhafte Unternehmen und Schulen aus der
Region wie auch schulinterne Einrichtungen boten dabei Mädchen und Jungen der 8. Real-
und Hauptschulklassen in drei Workshop-Durchgängen die Möglichkeit, sich nicht nur über
Ausbildungsberufe zu informieren oder mit Azubis auszutauschen, sondern sich selbst
auszuprobieren.
Von Hessenforst etwa waren zwei angehende Forstwirte sowie deren Försterin samt
Anschauungsmaterial angerückt, die den interessierten Schülerinnen nicht nur eine
Einführung in Arten und Geschichte unserer durch den Klimawandel gefährdeten
Forstlandschaft gaben, sondern auch dicke Äste sägen ließen. Doch obwohl die Mädchen die
langen Baumstämme mit Verve in Einzelteile zerlegten, sei das Handwerk des Forstwirts
weiterhin „Männersache“, wie die Azubis erzählten. In ihrer letzten Berufsschulklasse waren
von den 36 Pennälern nur 5 Mädchen gewesen. Anders sehe es dagegen im
Forstwirtschaftsstudium aus, wo der Frauenanteil deutlich höher liege, zirka bei gut einem
Drittel. Also, es geht doch!
Die Zahlen bestätigen dennoch die sich hartnäckig haltenden Vorstellungen, weshalb auch die
Schulen aktiver werden müssten, wie Petra Duwe, Leiterin des MINT-Fachbereichs an der
AKS, erläutert: „In meiner 10. Realschulklasse wollen von zwei Dutzend Schülern nur 4 eine
Lehre machen, 20 hingegen ein Fachabitur.“ Dabei sind sich die wenigsten Absolvent/-innen
im Klaren darüber, welch guter Verdienst in vielen technischen Ausbildungsberufen wartet.
Mit all den Klischees wolle das Aktionsbündnis „Girls go technic und Boys go social“
aufräumen, erläutert Duwe, selbst Gründungsmitglied und Teil dieses Bündnisses, das aus
Unternehmen, Schulen und anderen Institutionen des Hochtaunuskreises besteht und sich auf
die Fahnen geschrieben hat, den Frauenanteil im MINT-Bereich (Mathematik-Informatik-
Naturwissenschaften-Technik) zu erhöhen.
Dies scheint tatsächlich Not zu tun: Von den 100 Azubis bei der VGF seien nur 4 weiblich
und von diesen lediglich 2 im technischen Bereich, führt einer der beiden Vertreter der
Verkehrgesellschaft Frankfurt/Main aus, die für Wartung, Instandhaltung und
Störungsbeseitigung der Trambahnen verantwortlich zeichnet. Dabei gestaltet sich die
Ausbildung abwechslungsreich: Die Azubis seien nur nahezu ein Drittel ihrer Zeit in der
Schule, dafür ein Drittel im Betrieb und ein weiteres in der Ausbildungswerkstatt, die mit
starken Kooperationspartnern wie „provadis“ (Industriepark Höchst) organisiert werde.
„Eines jedoch muss man zugeben“, fügt einer der Ausbilder hinzu, „unsere weiblichen Azubis
fallen durchweg durch gute Leistungen auf!“
Da aber die Firmen weiterhin das geringe Interesse der Jugendlichen an Ausbildungsberufen
beklagen und gerade einmal 10 Prozent der männlichen Schulabgänger sich für eine
Ausbildung in sozialen Berufen entscheiden, macht die Berufsorientierung der Altkönigschule
kleine, doch wichtige Schritte: So ist z. B. der alljährliche „Kronberger Herbstmarkt“ ein Fest,
bei dem u. a. Handwerker, Dienstleister, Gastronomen und Unternehmen aus Kronberg und
der Region sich vorstellen, aus der Kooperation zwischen dem „Bund der Selbständigen“
sowie dem Bündnis „Girls go Technic“ entstanden. Doch auch die Liste der Gastfirmen am
Aktionstag ist beachtlich: Während die Jungs aus den achten H- und R-Klassen sich bei
Vertretern der Kettler-Roche-Schule aus Oberursel, dem Rotkreuz-Campus Kronberg, dem
Schulsanitätsdienst sowie dem RatHaus (Schulsozialarbeit) der Altkönigschule informieren
konnten, präsentierte auch Procter & Gamble den Mädchen die vielfachen Möglichkeiten an
Ausbildungen und dualen Studiengängen, die ein weltweit aufgestellter Konsumgüter-
Konzern anzubieten hat. Die Kooperation zu P&G, die vor allem über Herrn Alexander Hajek
gewährleistet wird, geht weit über einzelne Veranstaltungen hinaus, so ist Hr. Hajek
unverzichtbare Stütze in Bewerbungs- und Assessment-Trainings für Oberstufenschüler.
Umso wichtiger war es Schulleiter Martin Peppler, gleich im Rahmen des gemeinsamen Starts
in den Aktionstag allen Vertreterinnen und Vertretern der anwesenden Firmen und
Institutionen ein ganz besonderes Dankeschön zum Ausdruck zu bringen, denn die Präsenz
vor Ort und das Vorbild in den MINT-Berufen gäben für die Jugendlichen letztendlich den
Ausschlag bei ihrer Entscheidung.

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