Bad Kötzting hat ein neues Startup. Im Keller des Benedikt-Stattler-Gymnasiums tüfteln Schüler seit einem Jahr an alternativen Möglichkeiten der Nahrungsmittelproduktion und optimieren diese. In ihrer Hydroponik-Farm gedeiht mittlerweile Salat und anderes Blattgemüse ganz ohne Sonne und Erde unter exakt auf die Bedürfnisse der Pflanzen angepassten Kunstlicht in einer genau abgestimmten Nährlösung. Diese Form der Landwirtschaft lässt sich auch im urbanen Raum realisieren und kann Gemüse gleich beim Verbraucher produzieren. Die Produkte sind frischer, haben kürzere Transportwege, damit eine bessere Klimabilanz und eine hervorragende Qualität. Auf Pestizide kann völlig verzichtet werden, Boden, Grundwasser und Biodiversität werden durch den Anbau nicht beeinträchtigt. In ihrer Mehlwurmfarm züchten die Kinder Mehlkäferlarven, die geröstet oder gemahlen eine echte Alternative zum Fleisch sind. Sie sind unbestritten gesünder, verbrauchen weniger Ressourcen bei der Produktion und verursachen weniger Treibhausgase. Das anfängliche Unbehagen beim Verzehr von Insekten wird beim Probieren der gerösteten, mit Schnittlauch verfeinerten Mehlwürmer schnell vertrieben.
„Warum nicht gleich den nächsten Schritt wagen?“, fragten sich Schüler um die beiden frischgebackenen Firmenchefs Katja Mühlbauer und Emil Nasdal – und gründeten kurzerhand die Schülerfirma „BSG-Schulhausacker“ unter der Trägerschaft des Vereins der Freunde und Förderer des Benedikt-Stattler-Gymnasiums. Die Schülerfirma bietet den Kindern nun neben der Verwirklichung ihrer Ideen eine einzigartige Möglichkeit, praktische Erfahrungen in der Geschäftswelt zu sammeln und Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und unternehmerisches Denken zu erlernen. Sie fördert zudem ihr Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge, für Dinge wie Buchhaltung, Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung und sie bereitet so auf das Berufsleben vor.
Außerdem produzieren die acht Gesellschafter der neuen Firma nun Jungpflanzen für den Garten, züchten eigene Radieschensorten in Hochbeeten auf dem Schulhausdach und verwerten das Obst der schuleigenen Streuobstwiese. Dabei erproben und verbessern sie alte und vor allem neue Formen der Züchtung und des Anbaus, auch um ihren Teil dazu beizutragen, dass die Menschheit in Zukunft mit genügend gesunden Lebensmitteln versorgt werden kann. Denn eines haben sie schon gelernt: Unternehmer sein, bedeutet nicht nur eine Maximierung des Gewinns, sondern auch Verantwortung für die Gesellschaft.