Winfriedschule Fulda, Fulda Gentechnik, wie weit können wir ge(h)n?

Martin Lindenthal

Dies war diesmal die Frage, die die Juniorsciencecafé AG der Winfriedschule mit ausgewählten ExpertInnen in der Aula der Winfriedschule klären wollte. Eingeladen waren der Chef der Kinderklinik Fulda, Prof. Dr. Reinald Repp, der Mikrobiologe Prof. Dr. Lennart Randau von der Philipps-Universität Marburg, die Humangenetigerin Dr. Isabelle Bartram von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Biologe Dr. Yves Matthess vom CRISPR/Cas Screening Center in Frankfurt.

Begrüßt wurden die Gäste ca. 80 Gäste durch Magnus Schädel, der ebenso die zum Teil weithergereisten WissenschaftlerInnen herzlich willkommen hieß. Die Einführung in die spannende Thematik gestalteten Julia Kimmel und Konrad Kaffanke mithilfe einer ausgefeilten PowerPoint Präsentation. Ausgehend von der genveränderten Banane über den schädlingsfreien BT-Mais spannten sie den Bogen hin zum menschlichen Erbgut, das erst in den letzten Jahren vollständig als genetischer Code den Wissenschaftlern vorliegt. Dabei warfen sie immer wieder die zentralen Fragen auf, ob die biologische und humane Genforschung ethisch und moralisch vertretbar sei und welche Chancen aber auch Gefahren sich hinter dieser Forschung für uns Menschen verbergen.

Ganz im Stil bekannter Talkshows führte Ilyas Ünsel mithilfe eines Kurzvideos repräsentative Meinungen aus einer Umfrage in der Fuldaer Innenstadt vor, die einige AG Mitglieder kurz vor der Veranstaltung durchgeführt haben. Diese Anregungen nahmen die Moderatorinnen Livia und Maya Rupp sowie der Moderator Mohamed Jahja auf und baten anschließend die ExpertInnen mit einem kurzen individuellen Statement auf die Bühne.

In der nun anschließenden Diskussion wurden zunächst grundsätzliche Verständnisfragen von den ExpertInnen sehr anschaulich und mit vielen Beispielen erklärt. Was ist ein Gen? Wie kann man ein Gen überhaupt verändern? Wie arbeitet die Genschere CRISPR/CAS? Auch bei der Einschätzung der Risiken waren sich die WissenschaftlerInnen sehr einig: Frau Dr. Bartram fasst dies in ihrem Schlusswort zusammen: Genforschung und Gentherapie ja, wenn sie gut erforscht sei und sich nicht an Profitorientierung festmache. Genforschung an Embryonen lehne sie ab, da diese ein zu hohes Risiko für Kind und Mutter darstelle. Die größte Übereinstimmung gab es in der Durchführung und Anwendung der medizinischen Genforschung, die, so Prof. Repp eine große Hoffnung für die Menschheit darstelle, um einige noch nicht heilbare Krankheiten, wie die spinale Muskelatrhophie (SMA) zu bekämpfen. Herr Prof. Randau betont in seinem Schlusswort nochmal eindringlich, dass unbedingt darauf geachtet werden müsse, dass der Erfolg der Gentechnik nicht nur bei den wirtschaftsstarken Ländern bleiben dürfe, sondern gerade auch den ärmeren Ländern zur Verfügung gestellt werden müsse. Ganz wichtig sei jedoch ebenso, dass die Forschung an Genen von der Gesellschaft getragen werden müsse, betonte Dr. Matthess, schließlich gehe uns das alle an und WissenschaftlerInnen seien stets dieser verpflichtet.

In einer der Diskussionsrunde abschließender Onlineumfrage, an alle Gäste der Veranstaltung, die Ilyas Ünsel sehr professionell gestaltete, bildeten sich die eben genannten Meinungen der ExpertInnen auch in der anwesenden Bevölkerung ab: pflanzlicher Genforschung steht einer Mehrheit des Publikums eher skeptisch gegenüber, während Genforschung am Menschen den meisten Im Saal sehr wichtig erscheint. Dabei meinen ¾ der Befragten, dass Genforschung grundsätzlich in Deutschland erlaubt sein sollte, der Großteil jedoch diese an sich nicht zulassen möchte.

 

 

Das Format des Juniorsciencecafé gibt es an der Winfriedschule schon seit 2016. In bisher acht Veranstaltungen diskutierten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise über das Mikrobiom, Künstliche Intelligenz, Cyborgs und das Darknet. Der Projektgedanke steht dabei ganz im Vordergrund. Alle Teilnehmende wählen sich in ein Team ein und arbeiten dort zusammen mit den anderen Teammitgliedern weitgehend selbständig. Team Wissen recherchiert die zum Teil sehr komplexe Sachlage, Team Moderation überlegt sich passende Fragen an die Experten, Team Event plant das Catering und organisiert alles „rund um den Veranstaltungsraum“. Team Technik kümmert sich unter anderem um die fehlerfreie Ausleuchtung, funktionierende Mikrophone und den Livestream. Team Dokumentation gestaltet Flyer und Plakate notiert die wesentlichen Gesichtspunkte und Ergebnisse des Abends. Schlussendlich kümmert sich das Team Experten darum, dass auch die passenden WissenschaftlerInnen zu diesen Themen gefunden und eingeladen werden. Nur dann, wenn alle Teams zusammenarbeiten, kann der Abend auch zu einem Erfolg werden.

Dass dies auch dieses Mal so war, waren sich alle Gäste, AG Mitglieder und auch die ExpertInnen einig: Herr Dr. Matthes schloss mit den Worten: „Tolle Aktion, habt ihr super gemacht. Auch für uns ExpertInnen ist das eine prima Chance, auch mit Nichtlabormenschen über so spannende Themen ins Gespräch zu kommen. Danke!“ – Ein besseres Feedback kann man von so namhaften Wissenschaftlern nicht erhalten.

Zum Schluss bedankte sich David Köckeritz im Namen der gesamten AG bei allen Gästen, der Schulleitung sowie ganz besonders bei den vier WisschenschaftlerInnen. Als Erinnerung an diesen Abend überreichte er ihnen ein Modell eines Auszugs der menschlichen DANN, das sie nun gerne auf ihren Schreibtisch stellen dürften. Viele Gespräche wurden noch bis in den späten Abend hinein auf dem Schulhof geführt. Team Event um Charlotte Freund boten erfrischende Getränke, belegte Brötchen und Gegrilltes zum Verkauf an. Gegen 22.00 Uhr endete eine in allen Belangen gelungene Veranstaltung der Juniorsciencecafé- AG.

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