Gesamtschule Gießen-Ost, Gießen 33. Erfinderlabor: Hochleistungsmaterialien für die Energiewende

Magdalena Schmidt ZFC

Aus 235 Bewerber:innen mit herausragenden Schulleistungen aus 85 Schulen wurde unser Schüler Georgios Lappas-Boukas aus dem Jahrgang 12 ausgewählt, am Erfinderlabor teilzunehmen.

Die Experten sind sich einig: Kompetenzen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind für die Entwicklung neuer Technologien, Methoden und Materialien elementar. In Darmstadt haben jetzt 16 hessische Oberstufenschülerinnen und -Schüler die Herausforderung an- genommen und sich eine Woche lang intensiv mit prominenten naturwissenschaftlichen Themen auseinandergesetzt. Einen Ansatz, den das Zentrum für Chemie (ZFC) bereits seit der Gründung vor 20 Jahren mit seinen Projekten verfolgt.

Im Zentrum des 33. Erfinderlabors standen moderne Hochleistungsmaterialien für eine erfolgreiche Energiewende. Das ZFC hatte unter 235 Bewerber:innen mit herausragenden Schulleistungen aus 85 hessischen Schulen jeweils acht Schülerinnen und Schüler aus 16 Schulen ausgewählt, die in einem praxisnahen Wissenschafts-Workshop gemeinsam mit Profis aus Unternehmen und Hochschule tief in die Materie einsteigen konnten.

Mit dabei Georgios Lappas-Boukas (18) von der Gesamtschule Gießen-Ost:

„Das Erfinderlabor war für mich eine sehr prägende Erfahrung, da wir - anders als im Schulalltag - Einblicke in bahnbrechende und zukunftsweisende For- schung erhielten. Dies war sehr hilfreich, um zu verstehen, wie Forschung und Arbeit im Labor ablaufen. Außerdem war es interessant zu sehen, wie die Her- ausforderungen unserer Zeit mit Hilfe der Wissenschaft angegangen werden.“

Die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen ist nicht nur ein Topthema von immenser gesellschaftlicher Relevanz, sondern auch eine Generationenfrage: gerade junge Menschen haben einen ganz besonderen Blick auf die Energie- und Klimapolitik.

Geforscht wurde am Institut für Materialwissenschaften an der TU Darmstadt in enger Kooperation mit der Merck KGaA – eines der führenden Wissen- schafts- und Technologieunternehmen weltweit. Dort fand am Freitag auch die Abschlussveranstaltung statt. 80 Gäste aus Schule, Hochschule und Verbän- den sowie Angehörige füllten bei Merck das Conference Center bis auf den letzten Platz, um das Finale mit den Präsentationen der vier Schülerteams zu erleben. Mehr Zuhörer:innen konnten trotz großer Nachfrage nicht zugelassen werden.

Energiewende im Labor im Fokus

Was ist effizienter: Wasserstoff oder Batterie? Wie lassen sich Batteriespeicher mit einer höheren Energiedichte herstellen? Und welches Oberflächenmaterial ist geeignet, um Solarzellen eine wasserabweisende und kratzfeste Hülle zu bieten, ohne deren Leistung zu mindern? Komplexe Fragen, die nicht einfach zu beantworten sind.

Im engen Austausch mit Betreuern aus der Hochschule haben die Jungforscher in weitgehend eigenständiger Laborarbeit eindrucksvolle Ergebnisse erzielt und diese

Talkrunde zu Studium und Beruf

Für die Teilnehmer:innen war es eine anstrengende, aber auch sehr kurzweilige und lehrreiche Zeit: Sie hatten die Möglichkeit, in den Labors der TU Darmstadt vieles zu entdecken, was im schulischen Lehrplan keinen Raum findet. Durch die intensive Betreuung in den Projekten haben die Jugendlichen viel gelernt und trotzdem genü- gend Freiraum genossen, um selbstständig zu arbeiten.

Neben spannenden Einblicken in die wissenschaftliche Arbeit an wurde auch der Austausch mit Studenten, Doktoranden und Post-Docs aus dem Fachbereich Mate- rialwissenschaft allgemein als sehr wertvoll kommentiert. Auch die Werksführung bei Merck bot interessante Einblicke und wurde von vielen als Bonbon der Woche ausdrücklich gelobt. Aber auch der Aspekt der Berufsorientierung ist eine feste Komponente des Formats: die Gäste der Abschlussveranstaltung erlebten eine kurze Talkrunde mit Dr. Anja Jatsch (Merck) und Lisa Nguyen, die in Darmstadt Materialwissenschaften studiert: „Ein ideales Fach für alle, die mehrere Naturwissenschaften lieben und sich nicht festlegen wollen.“

Preis Jahresabo Spektrum der Wissenschaft

Durch das direkte Feedback der Experten konnten die Teilnehmer:innen viele wertvolle Tipps mit ins künftige Berufsleben mitnehmen. Prof. Dr. Lambert Alff (TU Darmstadt) aus dem Fachbereich Materialwissenschaften erkannte nicht nur eine Menge Potenzial bei den Jugendlichen, sondern betonte auch den Auftrag der nachfolgen- den Forschergeneration: „Bei vielen neuen Technologien sind noch Fragen offen. Wir brauchen guten Nachwuchs, um an gesellschaftlich wichtigen Lösungen zu arbeiten.“ Weitere Feedbacks kamen von Prof. Dr. Robert Stark (Oberflächenphysik) und Gregor Disson vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Hessen, der das Erfinderlabor seit vielen Jahren mit großem Interesse begleitet. Das VCI ist einer der längsten Kooperationspartner des ZFC.

Dr. Thomas Schneidermeier dankte allen Sponsoren und Unterstützern sowie den Betreuern aus den einzelnen Fachbereichen, ohne die der Workshop in dieser Dichte und Tiefe nicht stattfinden könnte. Er organisiert das Erfinderlabor seit 2005 in enger Zusammenarbeit mit Industrie, Hochschulen und Verbänden. Die Jahre der Pandemie hat das Format durch digitale und hybride Alternativen gut überbrücken können, erläutert der Vorstand. Das Interesse an einer Teilnahme sei erfreulicherweise ungebrochen hoch. „Wir müssen aus sehr vielen glänzenden Bewerber:innen 16 auswählen – da ist auch ein wenig Glück dabei.“ Man sei froh, jetzt wieder ohne Distanzen gemeinsam forschen und sich austauschen zu können, so der Lehrer am Bensheimer Goethe-Gymnasium, der seit Herbst 2022 von Magdalena Schmitt als neuer Projektleiterin für die Bereiche Bildung und Erneuerbare Energien unterstützt wird. Zum Abschluss gab es Teilnahmeurkunden und Geschenke für alle Jungforscher:innen. Darunter ein Jahresabonnement der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft.

Teil der Initiative „Schule 3.0“

Seit 2003 entwickelt und organisiert der gemeinnützige Verein ZFC in Kooperation mit Schulen, Hochschulen, Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und Ministerien Projekte, um - über die Vermittlung einer naturwissenschaftlichen Grundkompetenz hinaus - gesellschaftlich relevante Themen wie Klimaschutz, Energiewende und Ressourceneffizienz in den Unterricht der MINT-Fächer zu integrieren und mit klassischen schulischen Inhalten zu verzahnen. Damit sollen fachliche Grundlagen für eine individuelle Meinungsbildung ermöglicht und Perspektiven für neue Berufsfelder ganz plastisch und konkret vermittelt werden.

Das Erfinderlabor ist Teil der ZFC-Initiative "Schule 3.0 – MINT for Future. Sie zielt auf eine bessere berufliche Orientierung von Schüler:innen im MINT-Umfeld durch die Einbindung gesellschafts-relevanter naturwissenschaftlich-technischer Themen in den Regelunterricht.

MINT-EC-Newsletter bestellen

Alle Neuigkeiten auf einen Blick Abonnieren

X

DSGVO - Cookieshinweis

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.