Der angehende Fabritianum-Abiturient Maximilian Winkler (l.) hat mit seiner Mitschülerin Lale
Bussmann zu Folgen des Stadtverkehrs für Böden in der Natur geforscht. Foto: Bayer AG
Krefeld: Fabritianum ist Kaderschmiede der schlauen Köpfe 15.04.21, 19:37
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Wer auf die Webseite der Schule schaut, merkt schnell: Das war kein einmaliger
Zufall. Die Übersicht zu naturwissenschaftlichen Erfolgen der Schüler liest sich ein
wenig wie der Briefkopf des FC Bayern im Fußball. Chemie, Biologie, Technik –
Jahr für Jahr gibt es Auszeichnungen in diesen Bereichen. Doch wie gelingt es,
dass sich Jugendliche so stetig über den Unterricht hinaus engagieren? Schüler
und Lehrer des Fabritianum erklären im Gespräch mit der WZ, was ihre Arbeit
ausmacht.
Info
Perspektive
Planung Das Fabritianum möchte die naturwissenschaftliche Arbeit weiter
ausbauen. Das soll auch über das Schüler-Labor, das nun entsteht, passieren.
Lehrer Sebastian Olszewski kann sich mehr Kooperationen mit Partnern
außerhalb der Schule vorstellen, etwa Fachleute von Universitäten oder
Firmen. Auch seine Schüler ermutige er bei Projekten, an externe Experten
heranzutreten.
„Die Kollegen engagieren sich
weit über das vorgesehene Maß“
Die Schule sei im Bereich von Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
(kurz Mint) schon lange gut aufgestellt, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ute
Zöllner. „Seit etwa fünf Jahren gehen wir die Förderung systematisch an.“
Chemie-, Bio- und Erdkunde-Lehrerin Mieke Grothues erklärt, was das in der
Umsetzung bedeutet. Für alle Altersgruppen gebe es verschiedene Angebote, die
über den regulären Unterricht hinausreichen. Schüler ab der sechsten Klasse
können einen zusätzlichen Mint-Schwerpunkt wählen. Zudem gibt es zahlreiche
AGs, etwa „Schüler experimentieren“. In der Oberstufe folgt der Projektkurs
„Jugend forscht“, den Grothues mit ihrem Bio- und Chemiekollegen Sebastian
Olszewski betreut. Bald soll sogar noch ein eigenes, mit EU-Mitteln gefördertes,
Forschungslabor hinzukommen.
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Die individuelle Förderung der Schüler und ihrer Talente sei bedeutsam, sagt
Olszewski. Er selbst kommt aus der Wissenschaft und möchte seine Schüler zu
eigenem wissenschaftlichem Arbeiten befähigen. Er und Grothues begreifen sich
in ihren Projektangeboten daher eher als Mentoren, die beratend zur Seite
stehen, denn als Lehrer, die stets alles vorgeben. Das kommt bei den
Schülerinnen und Schülern an. Zwölftklässlerin Máxima Gebhard war bei der
aktuellen Jugend-forscht-Preisverleihung im Bereich Biologie erfolgreich. Sie hat
zum Verhalten von Mäusen geforscht. Sie sei froh über das Feedback und die
Rückendeckung, die sie von den Lehrern bekommen habe. „Da konnte ich
teilweise sogar abends mit Fragen anrufen“, sagt sie. „Die Kollegen engagieren
sich weit über das vorgesehene Maß hinaus“, sagt Zöllner aus dem
Schulleitungsteam.
Zur individuellen Förderung gehört freilich auch Kritik. Etwas, das besonders
leistungsstarke Schüler im normalen Unterricht selten erleben. Der angehende
Abiturient Maximilian Winkler hat mit seiner Mitschülerin Lale Bussmann zu
Folgen des Stadtverkehrs für Böden in der Natur geforscht. „Bei der ersten
Fassung unseres Projekts haben wir den ganzen Text rot zurückbekommen“, sagt
er. Heute kann er darüber lachen. Genau daran sollen die Schüler wachsen und
auf das vorbereitet werden, was sie später an Universitäten erwartet.
„Es ist spannend, uns im Kurs zu unseren Ideen auszutauschen.“
Auch die Zusammenarbeit mit den Mitschülern, die die Projektgruppen
ermöglichen, empfinden die jungen Leute als besonders. „Es ist spannend, dass
wir uns im Kurs zu unseren Ideen austauschen können“, sagt Bussmann. So sitze
man mit seinem Projekt nicht allein zu Hause. Stattdessen wird die
wissenschaftliche Debatte zum Hobby in der Freizeit. „Die Fragen der Mitschüler
zu unserem Projekt waren teilweise härter als die der Jury“, sagt Winkler mit Blick
auf den Einsatz bei „Jugend forscht“. Er spricht von einem „guten Spirit“ an der
Schule.
Doch was ist mit jenen, die Biologie und Chemie erstmal abschreckt? Schülerin
Gebhard glaubt, dass gerade die Forschungsmöglichkeiten ein Interesse wecken
können. „Das ist ja unglaublich breit gefächert“, sagt sie. Da könne jeder etwas
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finden. Bussmann stimmt zu. Man könne bei einem Bereich ansetzen, der
persönlich interessiert. Das macht es teils spannender als das Pflichtprogramm
des Lehrplans.
Auf die Anknüpfung zu persönlichen Interessen setzen auch Grothues und
Olszewski. In ihren Projektgruppen können die Schüler interdisziplinär arbeiten.
„Wichtig ist, dass die Ansätze von den Schülern aus kommen“, sagt Grothues. Als
Lehrerin müsse sie sich zurücknehmen und Ideen zulassen. Genau so sollen
gerade bei den Jüngsten das Forschungsinteresse und die Neugier geweckt
werden. Häufig bleiben Schüler so über Jahre bei den verschiedenen Angeboten
dabei – mit den entsprechenden Erfolgen.
Ein weiterer Anreiz für die erfolgreiche naturwissenschaftliche Arbeit sollen die
daraus folgenden Perspektiven für die Schüler sein. Das Fabritianum ist als
„MINT-EC-Schule“ Mitglied des nationalen Excellence-Schulnetzwerks. Die
Mitglieder des Netzwerks haben ein besonderes Profil in diesem Bereich.
Abiturienten, die sich über ihre gesamte Schullaufbahn hinweg und über den
Unterricht hinaus im Mint-Bereich engagiert haben, können über das Netzwerk
gar ein Zertifikat bekommen. Dieses könne wie auch andere
naturwissenschaftliche Erfolge Türen zu besonderen Studienplätzen öffnen, sagt
Zöllner. Lehrer Olszewski spricht von einer „Perspektive für die Zukunft“. Die
Schüler seien nach den Projekten etwa besser vorbereitet auf die erste
Hausarbeit an der Uni.
Das Gesamtpaket scheint zu ziehen. Für den nächsten Mint-Schwerpunkt ab
Klasse sechs gibt es 68 Bewerber auf 44 Plätze.