Gymnasium Philippinum, Weilburg Entwicklung der Zahlen – eine kulturhistorische und mathematische Betrachtung

Bröckl

„Mathematik ist praktisch, Mathematik ist schön!“ – Diesem Credo folgend unterzog Dr. Willi Kafitz im Rahmen der Vortragsreihe „Blickfeld Naturwissenschaft“ des Gymnasium Philippinum die Entwicklung der Zahlen einer Betrachtung unter historischen und mathematischen Aspekten. Im Rahmen ihrer Begrüßung in der Aula der Schule brachte Carola Gerlach – Leiterin des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeldes – ihre große Freude darüber zum Ausdruck, dass die naturwissenschaftliche Vortragsreihe nun nach langer Corona-Pause fortgesetzt werden könne. Sehr herzlich hieß sie den Referenten Dr. Willi Kafitz – Mitglied der Oberhessischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft und Autor zahlreicher Fachartikel im Bereich der Mathematik – willkommen.„Zahlen sind so alt wie die Menschheit“, stellte der Referent zu Beginn seines Vortrags fest, doch bis zur Entwicklung des Zahlbegriffs habe es tausende von Jahren gedauert. „Holz war das Papier des Volkes“, so Dr. Kafitz und er erläuterte die Bedeutung der sehr lange im Gebrauch befindlichen Kerbhölzer. Im Rückgriff auf sein eingangs formuliertes Credo verdeutlichte er den praktischen Nutzen der Mathematik im Bereich von Bauen, Vermessen, Handeln und Verwalten, deren „Schönheit“ komme dagegen beim Konstruieren und Beweisen zum Vorschein.Während man in frühen Hochkulturen bereits intensiv mit Brüchen gerechnet habe, seien negative Zahlen jedoch bis teilweise ins 15. Jahrhundert hinein vehement abgelehnt worden. „Es gibt nichts weniger als Nichts!“, habe Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) einst konstatiert. „Auch die Null taucht erst Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus in Indien auf“, so Dr. Kafitz. Die Entdeckung von irrationalen Zahlen habe lange Zeit als erste Krise der antiken Mathematik gegolten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts sei erkannt worden, dass durch alle reellen Zahlen ein lückenloses Kontinuum gebildet werde, was der Stetigkeit eine konsistente Grundlage geben konnte. „Die komplexen Zahlen waren ein Segen für die Mathematik, die Ingenieur- und Naturwissenschaften und weit darüber hinaus“, betonte der Referent, um anschließend zu erläutern, wo der praktische Anwendungsbereich der Quaternionen – ab 1843 erstmals beschrieben von Sir William Rowan Hamilton („Hamilton-Zahlen“) liegt: Sie ermöglichen unter anderem 3D-Rotationen am Bildschirm und sind für Koordinatensysteme im Bereich der Automobiltechnik relevant.Was sind Restklassenringe? Was macht Topologie? Was versteht man unter p-adischen Zahlen? Dr. Kafitz gelang es ein ums andere Mal durch anschauliche Beispiele, auch mathematisch wenig vorgebildeten Zuhörern einen Zugang zu Zusammenhängen jenseits der Alltagsmathematik zu verschaffen. Langer Applaus am Ende war verdienter Lohn für seinen beeindruckenden Vortrag. Carola Gerlach bedankte sich bei Dr. Kafitz zum Abschluss mit einem Präsent.Der nächste und letzte Vortrag der Reihe „Blickfeld Naturwissenschaft“ im laufenden Schuljahr findet am 25. März statt (Aula). Die ehemalige Schülerin Dr. Christin Müller wird über Viruserkrankungen sprechen.

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